@ Alle. Need help.
Viele von euch haben ein ständiges, festes Zitat am Ende eurer Einträge. Wie richtet man das ein?
@ IMR
Hallo IMR
Du schreibst, dass du den Satz
»|das Etikett| der Stadt ist "Berlin"«
nicht kennen würdest.
Vielleicht wird er klarer für dich, wenn ich - etwas allgemeiner - erkläre, was ich gemacht habe und warum. Das wird jetzt - leider - etwas länger.
Ich füge sogar noch zusätzlich ein "(das)" in die Sätze ein, auch wenn man dies so nie sagen würde. Allein zum besseren Verständnis des Problems. Achtung: Das eingeklammerte "(das)" also nicht mitlesen. Es soll nur zeigen, dass sich der Artikel hier nicht ändern würde.
1. |der Name| der Stadt ist "(das) Berlin"
2. |das Etikett| der Stadt ist "(das) Berlin"
3. |die Bezeichnung| der Stadt ist "(das) Berlin".
Ich ändere diese drei Sätze nur am Anfang, indem ich einen inhaltlich äquivalenten, aber sprachlich anderen Begriff für |der Name| einsetze. Dadurch ändert sich das Geschlecht der benutzten Bezeichnungs-Begriffe (der Name -> das Etikett -> die Bezeichnung) . Gleichzeitig bleibt aber bei "(das) Berlin" der Geschlechts-Artikel unverändert. Wichtig ist, dass alle drei Sätze inhaltlich das Gleiche bedeuten, d.h. semantisch äquivalent sind (Semantik = Bedeutungslehre/-theorie).
Der Unterschied zwischen den drei Sätzen liegt also auf einer semiotischen Ebene, genauer gesagt auf der Bezeichnungs-Ebene.
Was ist damit gemeint?
Nun, in der Semiotik (= Zeichentheorie) beschäftigt man sich im Kern mit den Zusammenhängen zwischen
- dem "Objekt" (im allgemeinen Sinne, nicht als Grammatik-Begriff), das irgendwie benannt werden soll (Wir tun so, als hätte das Objekt/Ding/Konzept/Idee/usw. noch keinen Namen)
- der "Bezeichnung" für dieses bisher namenlose Objekt. (D.h., erst jetzt kleben wir ein sprachliches Etikett auf das Objekt. Es kriegt also einen Namen verliehen, ein Wort, eine Bezeichnung, ein Etikett.) und
- der "inneren Repräsentation" d.h. dem inneren Vorstellungsbild, das wir von diesem Objekt im Kopf haben. Das kommt dem Begriff "Bedeutung" nahe.
Auffallend ist, dass der Zusammenhang zwischen "Objekt" und "Bezeichnung" eigentlich rein willkürlich ist, d.h. eine soziale Konvention ist. Denn sonst müsste man ja in allen Sprachen das gleiche verbale Etikett = Wort für das gleiche Objekt vorfinden. Vorausgesetzt, die innere Repräsentation ist auch überall die Gleiche. Du siehst, schon geht's los mit den Problemen.
Zurück zu Camilas Berlin-Satz.
Die semantische Bedeutung des Begriffes "Name" im 1. Berlin-Satz ist nichts anderes als
<sprachliches Etikett für ein Objekt>
z.B. zum Zweck der einfacheren Identifizierung.
Wenn dies klar ist, dann kann ich auch andere Bezeichnungs-Begriffe für "Name" einsetzen - wie z.B. das Wort "Bezeichnung" selbst oder eben auch das Wort (sprachliches) "Etikett". Wenn sich dabei der Bedeutungsgehalt des Satzes nicht ändert - und das ist der Fall -, dann sind die Begriffe semantisch äquivalent. Sie sind Synonyme. Aber sie sind dennoch semiotisch verschieden, weil es trotz gleicher Bedeutung eben doch ANDERE Worte sind (= andere sprachliche ETIKETTEN).
Hier habe ich bei meinem Versuch, Camila zu helfen, also semantisch gleiche, aber semiotisch unterschiedliche Begriffe für |der Name| genommen -> |die Bezeichnung| -> |das Etikett|. Die sollten aber auch ein unterschiedliches grammatisches Geschlecht haben, damit die "der/die/das-Serie" komplett vorhanden war.
Beim 2. Berlin-Satz hätte ich eigentlich schreiben müssen
|das verbale/sprachliche Etikett| der Stadt ist "Berlin"
Ich habe aber nur |das Etikett| geschrieben, um die Sätze möglichst ähnlich zu halten. All dies, um das Problem/Prinzip zu verdeutlichen - ohne dabei mehr das Notwendige zu benutzen.
Ähnlich wäre es gewesen, wenn ich den Begriff |Stadt| variiert hätte.
A. Der Name der |Stadt| ist "(das) Berlin"-
B. Der Name des |Ortes| ist "(das) Berlin"
C. Der Name des |Dorfes| ist "(das) Berlin"
Achtung: Das eingeklammerte "(das)" wieder nicht mitlesen. Es soll nur zeigen, dass sich hier der Artikel nicht ändern würde.
Auch hier variiere ich wieder gleichzeitig das Geschlecht der eingesetzten Begriffe (der Ort -> die Stadt -> das Dorf) und der Geschlechtsartikel bei "(das) Berlin" bleibt völlig unverändert.
Nur sind hier alle Formulierungen auch Alltagssprache. Also, keine Verständigungsprobleme.
Wie du allerdings siehst, ist mir kein semantisch äquivalenter Begriff (Synonym) für "Stadt" mit dem Geschlecht "Neutrum=sächlich=das eingefallen." Ich musste mir mit (das) "Dorf" behelfen, um die "der/die/das-Serie" komplett zu machen.
Aber die Duden-Regel für Ortsnamen gilt global, also auch bei Dorf, Kaff, Weiler, Gemeinde, Metropole usw.
Im Alltag würde ich übrigens den Satz
"Das Etikett der Stadt ist Berlin"
eher nicht gebrauchen. In einem Artikel beispielsweise zu dem Problem-Bereich "Objekt - Bezeichnung - Innere Repräsentation" wäre er - bei entsprechendem Kontext - richtig und verständlich.
So, ich hoffe, dass ich deutlich machen konnte, warum ich den 2. Berlin-Satz mit |Etikett| hier benutzt habe, was er bedeutet und warum er hier in diesem Zusammenhang korrekt ist. Wenn nicht, bitte rückfragen. Mir liegt was an einer verständlichen Erklärung.
Noch ein Schmankerl zum Schluss:
Rein aus intellektuellem Spaß - muss man nicht unbedingt lesen. Anfangs ist es etwas sperrig, aber zum Schluss wird die semantische Struktur von Camilas Berlin-Satz ziemlich verständlich erklärt. Man kann gleich dorthin springen.
Also.
Vorschlag zur
Semantischen Struktur des Satzes »Der Name der Stadt ist "Berlin"«
Die tatsächliche semantisch Struktur des Satzes "Der Name der Stadt ist Berlin" könnte man erst mal z.B. so beschreiben:
»Das Verbale Etikett (
VE) für das Objekt (
O) <Riesige Ansammlung von Häusern in der Mark Brandenburg> identifiziert als Element/Instanz (=
e) der Objekt-Klasse (
OK) <Stadt> , ist <Berlin>.«
Dieser-Satz ist etwas unübersichtlich und nicht gut zu lesen. Er lässt sich aber in eine übersichtliche formale Aussage überführen, wie z.B.
O<Ansammlung von Häusern in MB> e|OK<Stadt> -> VE<Berlin>
Jetzt ist der Satz zwar über optisch übersichtlich, aber schlecht verständlich, weil man sich erst einmal durch die Legende ( =Zeichenerläuterung) durchackern muss.
Legende: "
O" = Objekt; "
MB" = Mark Brandenburg; klein "
e" = Element; der
senkrechte Strich | bedeutet "aus"; "
OK" = Objekt-Klasse;
-> bedeutet: "hat das"; "
VE"= Verbales Etikett;
e|OK<Stadt> heißt also: "Element aus der Objekt-Klasse <Stadt>.
Achtung: All dies ist auf die Schnelle konstruiert. Keine Garantie für allgemeine Gültigkeit !
Aber in der Rückübersetzung aus der formalen Aussage wird der Satz verständlich und übersichtlich, weil ich sozusagen eine Art Satzumstellung in der formalen Aussage nutzen kann.
Dieses/Das
Objekt <Riesige Ansammlung von Häusern in der MB> ist ein
Element der
Objekt-Klasse <Stadt> und hat das
Verbale Etikett <Berlin>.
Jetzt ist der Satz gut lesbar UND verständlich.
Warum würde man so etwas tun?
Nun, solche formalen Sätze/Aussagen
- verhindern 1. dass man sich im Gestrüpp der Wörter/Begriffe verheddert. Äußerst wichtig!
- ermöglichen 2. das einfachere Erfassen und Vergleichen von semantischen Strukturen
- erlauben 3. eine rationelle Verarbeitung und Auswertung der Daten (Computer).
Aber niemand würde jemals so reden.
Fox